Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause waren wir endlich wieder zurück auf dem größten Jugendhandballturnier der Welt – dem Partille Cup in Göteborg!
Gemäß dem Motto „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse…“ sollte es für unseren Verein die Fahrt der Rekorde werden. Erstmals zwei vollbesetzte Busse, erstmals 92 (!) teilnehmende Spielerinnen und Spieler, erstmals 9 Mannschaften, die sich zusammen mit einem 13-köpfigen Betreuerteam auf große Fahrt begaben.
Statistisch gesehen ergaben sich daraus 1980 Spielminuten, bei denen Münsterer Mannschaften auf dem Platz standen, oder anders ausgedrückt: In 5 Tagen trugen wir 65 Spiele aus, konnten dabei 24-mal gewinnen, 5-mal trennten wir uns unentschieden, und 36-mal gingen wir als „sportlicher“ Verlierer vom Platz. Erstmals waren wir der größte deutsche Vertreter auf dem Turnier, aber wenn man sich die gesamte Turnierbilanz anschaut (1060 Teams, 30 Nationen, 3711 Spiele), sind wir weiterhin nur ein kleines Puzzleteil eines unglaublichen Turniers. Jeder kann sich glücklich schätzen, so etwas Gigantisches miterlebt zu haben. Den wenigen Erkrankten und Verletzten, die aus diesem Turnier hervorgingen, wünschen wir an dieser Stelle nochmal gute Besserung.
Auf dem Feld…
Highlights waren wie immer die Nationen, gegen die wir antreten durften. So spielten die Münsterer Teams in diesem Jahr gegen Mannschaften aus der Türkei, von den Färöer-Inseln, aus Spanien, Norwegen, Dänemark, Schweden, Island, Brasilien und Deutschland.
Unser B18 Team mit Trainer Nico Worm spielte nach einem 4. Platz in der Vorrunde im B-Finale. Ein Sieg gegen den Gruppensieger konnte daran nichts ändern. Im ersten Überkreuzspiel (1/16 Finale) war gegen einen dänischen Vertreter Schluss.
Unsere B16 unter Leitung von Lars Bockemühl und Tom Gerntke ging mit einem 5. Platz ebenfalls ins B-Finale, wo man sich im 1/32 Finale noch durchsetzen konnte, bevor man im 1/16 Finale gegen einen norwegischen Vertreter ausschied.
Sieger der Herzen wurde unser B15 Team, gecoacht von Tim Dautermann. Nach einem Punkt in der Vorrunde (direkter Freistoß, schade…) konnte man sich auch im 1/32 Finale gegen einen Vertreter aus Brasilien leider nicht durchsetzen.
Unser selbst ernanntes „Team beautiful“ (B14-1) mit ihrem Trainer Bastian Schwarz war nach einem Unentschieden gegen die Färöer-Inseln der „sportliche Hoffnungsträger“, wurde dann aber im 1/16 A-Finale ebenfalls gegen einen Vertreter der Färöer-Inseln direkt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Mit zwei Siegen erreichte unser B14-2 von Moritz Rausch ebenfalls das B-Finale. Eine Verletzung vom Vortag und emotionale Aussetzer machten ein Weiterkommen im 1/16 Finale gegen einen schwedischen Vertreter unmöglich.
Sehr stark waren auch unsere Mädels beim diesjährigen Turnier vertreten. Mit einem guten 3. Platz qualifizierte sich die G16-1 mit ihrer Trainerin Emma Henke für das A-Finale. Nach einem knappen Sieg im 1/32 Finale war man im 1/16 Finale gegen die gastgebende Mannschaft des IK Sävehof chancenlos.
Im Anschluss an eine sieglose Vorrunde setzte sich unsere G16-2 unter der Leitung von Albert Kausch und Michael Kilp im 1/32 Finale der B-Runde im „Golden Goal“ durch. Eine deutliche Niederlage setzte es dann im 1/16 Finale gegen einen norwegischen Vertreter.
Mit einem 4. Platz zogen die „Drama-Queens“ der G13 von Klara Schauer und Stella Günther ebenfalls ins B-Finale ein. Nach einem Sieg gegen einen deutschen Vertreter im 1/16 Finale war dann im 1/8 Finale gegen einen schwedischen Vertreter Schluss.
Am längsten hielt es unsere G14 unter der Leitung von Lucy Kilp im Turnier. Nach einer durchwachsenen Vorrunde und dem Liebäugeln mit dem Besuch am Meer setzte es im B-Finale einen Sieg nach dem anderen. So spielte man bis in den späten Samstagnachmittag hinein und krönte das Turnier mit dem Sieg des B-Finals. Herzlichen Glückwunsch!
….und neben dem Feld
Sehr beeindruckend war, wie eine solche Fahrt eine riesige Gruppe von 105 Personen zusammenschweißt. Ob gemeinsames Singen oder Tanzen, Bahnfahren, Spielen oder Anfeuern, Gewinnen oder Verlieren, ob Klein oder Groß, alle waren wir eins: Ein verdammt großes und geiles Team. Es gab einfach viele Gänsehautmomente, z.B. als sich die blaue Wand singend in Richtung Scandinavium zur Eröffnungsfeier bewegte, 105 Leute zum Schlachtruf vor dem Spiel zusammenkamen, oder die gleiche Anzahl an Personen nach dem Spiel auf dem Platz eine Mannschaft feierte. Wenn eine Mannschaft nicht selbst spielte, besuchten wir meist eine der 8 anderen Mannschaften. Irgendwo gab es eigentlich immer Münsterer Handball zu schauen.
In der wenig vorhandenen Freizeit wurde dann der Schulhof unsicher gemacht. Ob beim Tanz, Fußball- oder Basketballspielen… von Tag zu Tag wurde dies mannschaftsübergreifender. Auch das wichtige Münsterer Liedgut wurde nach 3 Jahren auf die nächsten Generationen übertragen und fleißig mitgesungen. Zur Freude aller wurde auch mancher Liedtext wieder sehr individuell interpretiert und umgetextet (danke dafür!).
Auf der großen Eröffnungsfeier im mit 13.000 Plätzen voll besetzten Scandinavium hatten wir wieder die große Ehre, unser Land beim Einlaufen zu vertreten. So waren es 50 Jugendliche, die sich beim Einlaufen als Deutschlandvertreter feiern ließen. Neben dem Einlaufen der 30 Nationen bekamen wir ein buntes Programm aus Tanz und Musik geboten.
So schön und erlebnisreich jeder einzelne Tag war, irgendwann waren die Jugendlichen froh, wenn sie abends ins „Bett“ durften.
Ein bisschen was aus der Anekdotenkiste
- Da die Schulbildung der Jugendlichen ja nicht zu kurz kommen durfte, wurden auf der Fahrt fleißig Englischvokabeln gepaukt. So lernten Spieler und Betreuer als erstes, was eigentlich „Besen“ auf Englisch heißt…
- Nach einem Treffen mit Partille Chefin Liselott versicherte diese mir, dass sich der Bestand an Bäumen in Göteborg in den letzten 3 Jahren gut erholt hatte, so dass das schuleigene Sägewerk wieder jede Nacht betrieben werden konnte.
- Der Betreuer der B15 Mannschaft erhielt die am höchsten dotierte Auszeichnung durch einen Zuschauer: Er wurde mit einem feuchten Händedruck zum „premium example of how to coach youth handball players“ gekürt. Glückwunsch dazu!
- Ansonsten haben wir noch eine ehemalige Rugby Nationalspielerin in der Bahn getroffen, die sich in alle 105 Münsterer gleichzeitig verliebte, sich an ihre eigene Jugend zurückerinnert fühlte und die Chance nutzte, kräftig mitzusingen und zu feiern.
- Das Treffen einiger Bundesligagrößen auf der Leadersparty und am Spielfeldrand gehört mittlerweile zum guten Ton des Turniers. So standen u.a. Mattias Andersson und Ljubomir Vranjes (nur um die bekanntesten zu nennen) für Smalltalk und Foto bereit.
Danke
Abschließend möchte ich wie immer Danke sagen. An erster Stelle geht der Dank wieder an mein wunderbares Betreuerteam. Ich konnte mich während der Fahrt immer zu 100 Prozent auf euch verlassen, und es ist keine Selbstverständlichkeit, sich eine Woche lang ehrenamtlich der enormen Verantwortung für 92 Jugendliche zu stellen. Viele der Betreuer waren vor 3 Jahren noch als Spieler mit in Göteborg und mussten feststellen, dass der Wechsel auf die Betreuerseite noch viel anstrengender ist, und dass man als Spieler gar nicht mitbekommt, was alles dahintersteckt.
Aber es wurde auch erkannt, dass sich diese Anstrengung lohnt, da man auch unheimlich viel wiederbekommt.
Auch allen Teilnehmern sei gedankt, für ein überwiegend einwandfreies Benehmen, so dass die Betreuer bei unserer „Abschlusspizza“ auf dem Parkplatz einheitlich der Meinung waren: „Das machen wir wieder!“
Außerdem danke ich allen Schulleitern für die unkomplizierte Freistellung der Jugendlichen. Wie Sie lesen, es hat sich gelohnt. Danke!
Ein weiteres Dankeschön geht an den Hauptverein, ohne dessen großzügige finanzielle Bezuschussung die Umsetzung der Fahrt deutlich schwieriger wäre.
Außerdem danke ich der Firma Peter Vieweg – Sonnen- und Wetterschutz GmbH für die Kostenübernahme der wunderschönen T-Shirts.
Auf eine baldige Wiederkehr nach Göteborg!
Tim (im Namen des gesamten Betreuerteams)
