Oberliga ade

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Samstagabend, irgendwann zwischen neun und zehn Uhr, hängende Gesichter in der Sporthalle der Gesamtschule Launsbach in Wettenberg. Dass die Mannschaft der TSG Münster gerade ihr letztes Saisonspiel gewonnen hatte, interessierte so gut wie niemanden. Die Spielergebnisse aus den anderen Oberligahallen machten ihre Runde und schnell war klar, die notwendige Schützenhilfe war ausgeblieben. Abstieg aus der Oberliga Hessen nach einer Saison, die ungewöhnlicher, einzigartiger und chaotischer nicht hätte sein können. Inwieweit diese Saison ein sportliches Ende gefunden hat, sollten die Funktionäre beurteilen, die ihr den Rahmen gegeben haben. 

Die Ausganslage vor dem letzten Spieltag der TSG Münster in der Oberliga Hessen war klar. Ein Sieg gegen die HSG Wettenberg war Voraussetzung dafür, den Blick auf die Ergebnisse der anderen Spiele richten zu dürfen. Von Beginn an war den Spielern der TSG anzumerken, dass es kein gewöhnliches Spiel war. Die Münsterer taten sich ohne Harz schwer, in die Partie zu kommen. Technische Fehler und Fehlpässe kennzeichneten die Anfangsphase ebenso wie das Auslassen bester Torgelegenheiten. Nach einem schnellen 3:0 und 6:3 Rückstand dauerte es bis zur 15. Spielminute, ehe das Team von Spielertrainer Daniel Wernig mit dem 7:7 erstmalig ausgleichen konnte. Immer wieder gelang es den Gastgebern, mit ihrem schnellen Umschalt- und Tempospiel einfache Tore zu erzielen. Eines aber zeigte die TSG von Beginn an. Man war an diesem Abend bereit, kämpferisch dagegenzuhalten und alle Kräfte zu mobilisieren, um sich die letzte Chance auf den Klassenverbleib zu erhalten. So gehörte die Schlussphase des ersten Spielabschnitts der TSG, die mit dem 10:11 durch Tim Klotz mit einer knappen Führung den Gang in die Kabinen antrat.

Auch der Start in die zweite Halbzeit gestaltete sich aus Münsterer Sicht schwierig. Schnell lag man erneut beim Stand von 17:14 in der 42. Minute mit drei Toren im Rückstand. Ein eigener Sieg schien nahezu außer Reichweite, und Nervosität machte sich auch unter den mitgereisten Anhängern breit. Die aber unterstützten die eigene Mannschaft lautstark von der Tribüne und sahen gerade in der Schlussphase einen Klaudio Hranjec, der nach dem Ausgleich durch Tim Kunz in der 49. Minute zum 20:20 mit seinen Ausgleichstreffern in der Schlussphase die TSG im Spiel hielt. Nachdem die TSG den letzten Angriff der Gastgeber abwehren konnte, nahm Co-Trainer Jens Klein in der letzten Spielminute eine Auszeit, um seine Mannschaft auf den möglicherweise über den Klassenverbleib entscheidenden letzten Angriff vorzubereiten. Am Ende war es ein Strafwurf, für den Spielertrainer Daniel Wernig wenige Sekunden vor Schluss die Verantwortung übernahm. Verwandelt, 23:24 Auswärtssieg, verhaltener Jubel, banger Blick Richtung Bank, und dann Enttäuschung pur. Der Gang in die Landesliga war auch durch den eigenen Erfolg nicht zu vermeiden gewesen.

Denn mit der MSG Umstadt/Habitzheim hatte ausgerechnet die Mannschaft, gegen die man den direkten Vergleich aus zwei Partien gewinnen konnte, wenige Sekunden vor Schluss ihre Auswärtspartie bei der SG Bruchköbel ebenso mit einem Tor (25:26) gewinnen können. Die HSG Breckenheim verlor zwar ihr letztes Saisonspiel gegen den TV Petterweil (27:24), gegen die HSG aber verliert die TSG den direkten Vergleich. So verharrt die TSG in der Abschusstabelle punktgleich mit Breckenheim auf Platz 4.

Nach sechs Jahren 2. Bundesliga, zwei Jahren in der 3. Liga und neun Jahren Oberliga steht nunmehr der schwere Gang in die Landesliga an. Dass der Hessische Handballverband (HHV) an seiner Entscheidung, die kommende Saison mit einer ungeraden Teamanzahl durchzuführen, etwas ändert, darf nach all dem, was diese Saison bereits entschieden wurde, eher nicht erwartet werden. Eine Menge Arbeit wartet auf die Verantwortlichen der TSG in den nächsten Tagen. Bleibt zu hoffen, dass die Handballer der TSG Münster trotz fehlender Hallenzeiten zumindest am Konzept ihrer Jugendförderung festhalten. Wo soll die stets wachsende Zahl der Kinder und Jugendlichen von der G- bis zur A-Jugend auch sonst hin, wenn nicht in einen Sportverein?

 

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Nachdenklich und enttäuscht: Co-Trainer Jens Klein